Nach wie vor gibt es einen Gender Gap in bestimmten Branchen und vor allem in Führungspositionen – Frauen sind hier unterrepräsentiert. Im MINT-Bereich ist dies noch ausgeprägter als in anderen Domänen und beginnt schon im Studium. Zwar ist der Anteil weiblicher Studierender in diesem Bereich in den letzten Jahrzehnten gestiegen, die Mehrheit der Studierenden im MINT-Bereich ist aber immer noch männlich (Statistisches Bundesamt 2024). Deshalb finden Frauen sich oft als einzige Frau im Raum, in einem Seminar oder einem Team wieder. In einer Studie von McKinsey gaben 20 Prozent der befragten Frauen an, dies oft zu erleben – in Bereichen wie Technologie und Ingenieurwesen waren die Zahlen noch höher.
Schwierigkeiten als einzige Frau im Raum
Die Rolle als einzige Frau im Raum kann eine schwierige sein. Frauen, die die einzige Frau im Team sind, erleben laut der Studie von McKinsey mehr Mikroaggressionen als andere Frauen sowie als Männer in sonst ausschließlich weiblichen Teams. Diese Mikroaggressionen äußern sich zum Beispiel darin, dass die Betroffenen mehr tun müssen, um ihre Kompetenzen zu beweisen, dass ihre Expertise und Urteile öfter angezweifelt werden, mit ihnen in weniger professioneller Art kommuniziert wird, davon ausgegangen wird, sie würden in der Hierarchie weiter unten stehen oder darin, dass sie abwertenden Kommentaren ausgesetzt sind. Im MINT-Bereich ist dies noch verstärkt – einer Erhebung des Pew Research Centers zufolge erleben dort beschäftigte Frauen öfter als Frauen in anderen Branchen geschlechtsspezifische Ungleichbehandlungen und Kränkungen.
Als Konsequenz erwägen 26 Prozent der Frauen, die die einzige Frau im Team sind, ihre Stelle zu kündigen (Sneader/Yee 2019). Viele scheinen dies auch umzusetzen, denn Frauen im MINT-Bereich wechseln überdurchschnittlich häufig den Job, wie ein Gutachten für den Dritten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung feststellt.
Tipps zum Verhalten als einzige Frau im Raum
Die Probleme, die aus der Position als einzige Frau im Raum oder Team entstehen können, sind für die Betroffenen schwer zu adressieren, da natürlich diejenigen, die sich ihnen gegenüber abwertend verhalten, gefragt sind, ihr Handeln zu verändern. Maren Wölfl, die Frauen in Führungspositionen unterstützt, rät unter anderem dazu, sich Verbündete zu suchen. Gibt es andere, denen es ähnlich gehen könnte wie Ihnen? Vielleicht können Sie sich über Ihre Erfahrungen austauschen und einander Rat geben. Weiterhin ist es hilfreich, sich in Gelassenheit zu üben, die Behandlungen nicht persönlich zu nehmen und sich im Anschluss an eine schwierige Situation in Ruhe zu überlegen, wie man in Zukunft darauf reagieren möchte. Machen Sie sich zugleich bewusst, dass Sie das Verhalten anderer nicht komplett werden ändern können und dass das nicht Ihre Schuld ist, weil die anderen selbst reflexionsbereit sein müssen. Versuchen Sie zu akzeptieren, dass es immer wieder Situationen geben wird, die Ihnen schwerfallen. Hilfreich kann es sein, eine in der Situation anwesende Autoritätsperson einzubeziehen, zum Beispiel die Dozierenden. Es ist deren Aufgabe, eine für alle angenehme Studienatmosphäre zu erzeugen. Darüber hinaus können Sie gern die Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule, Dr. Angela Freche, kontaktieren.
Quellen
Funk, Cary/Parker, Kim (2018): Women and Men in STEM Often at Odds Over Workplace Equity. Washington DC: Pew Research Center. (abgerufen am 12. Juli 2024).
Sachverständigenkommission für den Dritten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung (2020): Digitalisierung geschlechtergerecht gestalten. Gutachten für den Dritten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung. (abgerufen am 12. Juli 2024).
Sneader, Kevin / Yee, Lareina (2019, 29. Januar): One is the lonliest number. (abgerufen am 12. Juli 2024).
Statistisches Bundesamt (2024, 17. Januar): Mehr als ein Drittel der Studienanfängerinnen und -anfänger im MINT-Bereich sind Frauen. Pressemitteilung Nr. N003 vom 17. Januar 2024. (abgerufen am 12. Juli 2024).
Wölfl, Maren (o.J.): Die einzige Frau im Team. Bist du ein Alien?(abgerufen am 12. Juli 2024).