Geschlechterstereotype und Vorurteile im Bildungssystem stellen für Frauen, die in MINT-Bereichen lernen und arbeiten möchten, oft erhebliche Hürden dar. In den letzten Jahren haben immer mehr Bildungseinrichtungen begonnen, eine geschlechtersensible Didaktik anzuwenden – einen Lehransatz, der auf die spezifischen Bedürfnisse und Wahrnehmungen von Studierenden unterschiedlicher Geschlechter eingeht. Ziel ist es, ein inklusives Lernumfeld zu schaffen, das den akademischen Erfolg fördert und mehr Frauen zur Teilnahme an MINT-Studiengängen motiviert (INASP, 2020).
Was bedeutet geschlechtersensible Didaktik?
Geschlechtersensible Didaktik berücksichtigt die Unterschiede in der Wahrnehmung und Beteiligung von Studierenden unterschiedlichen Geschlechts im Bildungsprozess. Dieser Ansatz zielt darauf ab, Stereotype zu überwinden und ein motivierendes, integratives Lernumfeld zu schaffen – besonders in den traditionell von Männern dominierten MINT-Fächern (INASP, 2020).
Studien zeigen, dass Geschlechterstereotype in wissenschaftlichen und technischen Bereichen das Selbstvertrauen von Mädchen beeinträchtigen. Eine Untersuchung von Frontiers betont, dass solche Stereotype das Selbstwertgefühl von Frauen untergraben und deren Interesse an einer weiterführenden Ausbildung in diesen Disziplinen mindern. Zudem wird dieses Phänomen oft durch das sogenannte Impostor-Syndrom verschärft, bei dem Frauen, selbst wenn sie im Studium oder in der Karriere erfolgreich sind, weiterhin an ihren Fähigkeiten zweifeln und das Gefühl haben, ihre Erfolge seien unverdient. Ein genderorientierter Ansatz hilft, dieses Problem abzumildern, indem er eine Umgebung schafft, in der Frauen Unterstützung erhalten und Vertrauen in ihre Fähigkeiten gewinnen.
Wie funktioniert geschlechtersensible Didaktik?
Die zentralen Komponenten dieser Didaktik beinhalten:
1. Inklusive Lehrmaterialien: Die Einbindung erfolgreicher Wissenschaftlerinnen in den Lehrplan hilft, Geschlechterstereotype zu durchbrechen und weibliche Vorbilder zu präsentieren. Dies ist besonders bedeutsam für Mädchen, die oft keine weiblichen Vorbilder in MINT-Fächern sehen.
2. Interaktive Lernmethoden: Methoden wie Gruppenarbeit und gemeinsames Problemlösen fördern eine kooperative Lernatmosphäre, in der sich alle Studierenden eingebunden fühlen. Laut einer UNESCO-Studie helfen solche Ansätze, geschlechtsspezifische Barrieren abzubauen und die Motivation der Studierenden in MINT-Fächern zu steigern.
3. Mentoring und Unterstützung: Mentoring-Programme sind essenziell, um Studentinnen in MINT dabei zu helfen, psychologische Hürden wie das Impostor-Syndrom zu bewältigen. Mentor:innen stärken das Selbstbewusstsein und bieten wertvolle Unterstützung auf dem Weg zum Erfolg.
Auswirkungen auf die Leistung
Geschlechtersensible Didaktik trägt nicht nur zu einem angenehmeren Lernumfeld bei, sondern verbessert auch die akademische Leistung. Studien, wie jene von What are the key elements of a positive learning environment? Perspectives from students and faculty, zeigen, dass Studierende, die in einem inklusiven Umfeld lernen, bessere Prüfungsergebnisse erzielen und stärker in wissenschaftliche Projekte involviert sind. Dies gilt insbesondere für Frauen, da der Ansatz ihnen hilft, mit Stress und Ängsten umzugehen, was sich positiv auf ihre Leistungen auswirkt.
Fazit
Geschlechtersensible Didaktik ist ein wirkungsvolles Mittel, um geschlechtsspezifische Barrieren in MINT-Fächern abzubauen. Sie fördert die Schaffung eines inklusiven Lernumfelds, das Frauen ermöglicht, gleichberechtigt am Bildungsprozess teilzunehmen und erfolgreich zu sein. Die Wirksamkeit dieses Ansatzes ist belegt und stellt einen wichtigen Schritt hin zu einer gerechteren Bildung dar.
Falls während Ihres Studiums Fragen oder Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Geschlechtergleichstellung auftreten, können Sie sich an die Beauftragten für Gleichstellung, wie z.B. Dr. Angela Freche, oder an Konfliktlösungsexperten, wie z.B. Steve Sokol, die an der Hochschule Mittweida tätig sind, wenden. Sie werden Ihnen helfen, die Probleme zu klären und Lösungen vorzuschlagen.
Quellen:
Frontiers (2020): The Gender Gap in STEM Fields: The Impact of the Gender Stereotype of Math and Science on Secondary Students‘ Career Aspirations. (abgerufen am 23.09.2024).
INASP (2020): Gender-Responsive Pedagogy: Framework for Inclusive Teaching. (abgerufen am 23.09.2024).
SpringerLink (2022): What are the key elements of a positive learning environment? Perspectives from students and faculty. (abgerufen am 23.09.2024).
UNESCO (2021): Gender-sensitive Pedagogy in STEM Education. (abgerufen am 23.09.2024).