Digitale Gewalt

CM RedaktionAllgemein, Gendersensibilität, News

Digitale Gewalt ist alles andere als selten. Nach einer Studie von HateAid ist vor allem die Altersgruppe der 18- bis 35-Jährigen häufig von ihr betroffen – jede zweite Person hat hier schon selbst digitale Gewalt erlebt und/oder sie gesehen. Digitale Gewalt bezeichnet dabei

„verschiedene Formen von Belästigung, Herabwürdigung, Diskriminierung oder sozialer Isolation im Internet oder mit Hilfe elektronischer Kommunikationsmittel. Die Orte digitaler Gewalt sind vielseitig: Soziale Netzwerke, Messenger Apps, Chat-Räume, Gaming-Plattformen oder das E-Mail-Postfach sind nur einige davon.“

HateAid

Besonders häufig tritt digitale Gewalt in Kombination mit analogen Gewaltformen auf – eine Art der Gewalt fördert also die andere.

Welche Arten digitaler Gewalt gibt es?

Bildbasierte Gewalt

unrechtmäßige Veröffentlichung eigener Bilder, besonders oft von Bildern mit sexuellen Inhalten

Cybermobbing

verbale Gewalt, Schikanierungen und Ausschluss auf digitalen Plattformen oder in Messenger-Diensten

Hatespeech

Hassnachrichten oder Hasskommentare auf Posts, oft in Verbindung mit Sexismus, Rassismus oder anderen Diskriminierungsformen

Shitstorms

Hatespeech, an der sich eine größere Zahl von Personen beteiligt, oft in Reaktion auf einen bestimmten Post

Romance Scam

Fake-Profile beim Online-Dating, die eine Kontaktaufnahme anbahnen, um die Betroffenen um Geld zu bitten und/oder sie sexuell auszunutzen

Deepfakes

KI-generierte  Bilder oder Videos, die scheinbar die Betroffenen darstellen; Sonderform Deepnudes, bei denen mit KI Nacktbilder der Betroffenen erstellt werden

Phishing

gefälschte Websites, E-Mails oder Nachrichten, mit denen persönliche Daten oder Geld gestohlen werden sollen oder eine Schadsoftware installiert wird

Desinformation

gezielte Streuung von Fehlinformationen oder verzerrten Darstellungen eines Sachverhalts, besonders verbreitet in Bezug auf politische und verschwörungsideologische Inhalte

Doxxing

Veröffentlichung privater Daten im Internet

Geschlechtsspezifische digitale Gewalt

Von fast allen Formen digitaler Gewalt sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Zum Beispiel sorgen sich 30 Prozent der Frauen aufgrund von bildbasierter Gewalt, also beispielsweise davor, ein (montiertes) Nacktfoto von ihnen könnte ins Internet gestellt werden. Für die Betroffenen ist dies nicht nur beschämend, sie haben auch große Schwierigkeiten, ihren Ruf in der Öffentlichkeit wiederherzustellen. So wird Frauen im Fall von Deepfakes und Deepnudes oft nicht geglaubt, dass es sich bei den Aufnahmen um Fakes handelt. Auch werden gefakte Bilder bei Frauen seltener erkannt, da die Erkennungsprogramme auf männliche Körper ausgerichtet sind.

Hatespeech sind Frauen ebenfalls öfter ausgesetzt als Männer. 2016 untersuchte die britische Zeitung The Guardian 70 Millionen Kommentare, die über zehn Jahre auf seiner Website gepostet wurden. Dabei wurde festgestellt, dass von Frauen verfasste Artikel deutlich mehr Hasskommentare erhielten als Artikel von Männern – von den zehn Autor_innen, die die meisten Hasskommentare bekamen, waren acht weiblich. Die anderen beiden waren Männer of color. Hatespeech und digitale Gewalt hängen also eng mit Sexismus und Rassismus zusammen.

Das erhöhte Risiko für digitale Gewalt führt auch dazu, dass Frauen sich im Internet zurückhaltender verhalten, mehr Angst haben als Männer, ihre Meinung zu sagen, und insgesamt weniger offen sind gegenüber digitalen Technologien (Initiative D21 2020).

Was kann ich tun, wenn ich von digitaler Gewalt betroffen bin?

  1. Beweissicherung: Erstellen Sie einen Screenshot und speichern Sie ihn sicher.
  2. Löschung: Melden Sie die Beiträge oder kontaktieren Sie die Plattformen, auf denen sie veröffentlicht wurden, und lassen Sie alle Sie belastenden Inhalte löschen.
  3. Schutz: Wenn möglich, blockieren Sie die verantwortlichen Nutzer_innen.
  4. Anzeige: Zeigen Sie den Vorfall bei der Polizei an.
  5. Hilfe: Zögern Sie nicht, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. HateAid bietet Beratung und Privatsphäre-Checks. Wenn Sie Gewalt im Hochschulkontext erfahren, können Sie sich außerdem an die Sozialkontaktstelle oder an die Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule wenden. Eine erste Anlaufstelle für psychosoziale Beratung ist das Studentenwerk Freiberg.

Quellen

Gardiner, Becky / Mansfield, Mahana / Anderson, Ian / Holder, Josh / Louter, Daan / Ulmanu, Monica (2016, 12. April): The Dark Side of Guardian Comments. In: The Guardian, https://www.theguardian.com/technology/2016/apr/12/the-dark-side-of-guardian-comments (abgerufen am 26. Juni 2024)

HateAid (o.J.): Digitale Gewalt. Ein Überblick. Auf: https://hateaid.org/digitale-gewalt/ (abgerufen am 26. Juni 2024)

HateAid (2021, 3. November): Grenzenloser Hass im Internet. Dramatische Lage in ganz Europa. Auf: https://hateaid.org/eu-umfrage-grenzenloser-hass-im-internet/ (abgerufen am 26. Juni 2024)

Initiative D21 (2020): Digital Gender Gap. Lagebild zu Gender(un)gleichheiten in der digitalisierten Welt. Auf: https://initiatived21.de/download/61333/d21_digitalgendergap.pdf