- Die Fachgruppe Forensik
- Kommunikations-Konzept
- Online-Lehr-Konzept
- Didaktische Umsetzung
- Problemfeld Praktika
- Evaluierung
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Die derzeitigen Ereignisse, um die Corona Pandemie haben die Lehr- und Lernaktivitäten der Sächsischen Universitäten und Hochschulen in den digitalen Raum verlagert. Diese Situation stellte die Hochschulen, die Lehrenden und die Studierenden vor immense Herausforderungen. Die ersten Wochen des Semesters liegen nun bereits hinter allen Akteuren und lassen ein erstes Fazit zu.
Der Vorlesungsstart im Sommersemester wurde mit Beschluss des Rektorates in die digitale Welt verlegt. Das Anreisen der Studierenden an ihren Hochschulort wurde von vorherein verhindert und verschaffte allen Beteiligten in der Lehre etwas Luft, um die Lehre umzustellen. Ein ungewollter Vorteil war, dass in der ersten Semesterwoche die Lehrenden in Mittweida waren.
Die Fachgruppe Forensik, mit allen assoziierten Lehrenden konnte so gemeinsam eine Strategie erarbeiten und diese punktgenau umsetzen.
Im Bachelorstudiengang „Allgemeine und Digitale Forensik“ betraf dies fünf Professoren und 12 Lehrkräfte für besondere Aufgaben. Die bioinformatische Lehre in den Biotechnologie-Studiengängen wird gegenwärtig durch einen Professor und zwei Lehrkräfte abgedeckt. Aus diesem Kreis wurde eine Taskforce gebildet, die für die Konzeptentwicklung und Umsetzung, im hardwaretechnischen und didaktischen Bereich, verantwortlich war. Die Anzahl der Studierenden beläuft sich in den aufgeführten Studiengängen auf 350.
Grundgedanke des Konzeptes war vor allem, die Kommunikation untereinander und die Kommunikation mit den Studierenden bestmöglichst abzubilden und wenn vorhanden auf existierende Lösungen zurückzugreifen. Jedoch ist die momentane Auslastung vorhandener Lernplattformen an einem kritischen Punkt angekommen. Um Kosten und Ressourcen zu sparen, wurde auf Open-Source-Lösungen ausgewichen und ein Standard definiert und vorgegeben.
Das Kommunikations-Konzept beinhaltete verschiedene Ebenen, die durch einen zentralen Dienst (Server) abgedeckt werden.
Kommunikationsmodell und deren Ebenen. Die Kommunikation umfasst die Gruppen der Lehrenden, Studierenden, der Mitarbeiter und Externen (Forscher und Lehrende). Die Kommunikation wurde mit Rechten in den Gruppen und zwischen den Gruppen umgesetzt und beinhaltet Gruppengespräche, als auch Individual-Gespräche.
Die Technische Umsetzung erfolge mit dem DISCORD-Server, der aus der Gamer-Szene stammt. Abbildung 2 zeigt exemplarisch die Oberfläche des Servers. Alle individuellen Gruppen und deren Bedürfnisse konnten so umgesetzt werden.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind über 200 Studierende (FO) und 25 Lehrende und Mitarbeiter aus dem forensischen Bereich organisiert. Sie sind nach den Studienjahren FO17 (gerade im Praxissemester), FO18 und FO19 (im Präsenssemester) integriert. Die Einschreibungsquote auf dem Server liegt bei 70 % der Studierenden. Es gibt spezielle Räume für alle Gruppen, z. B. Online-Sprechstunden und Meetingräume.
Die Lehrveranstaltungen können effizient geplant, moderiert und kommuniziert werden.
Durch die Aktivitäten und Erfahrungen einiger Lehrkräfte im berufsbegleitenden Studiengang IT-Forensik/Cybercrime (gesamt 80 Studierende in 4 Jahrgängen), der unverändert zu den neuen Online-Angeboten läuft, wurde Adobe Connect favorisiert. Jedoch musste schnell festgestellt werden, dass die Stabilität und Konnektivität für eine qualitativ hochwertige Lehre nicht ausreichend sind. Somit wurde auch hier auf Open Source Lösungen zurückgegriffen.
Es wurde auf die Lernplattform Moodle (Abbildung 3) zurückgegriffen. Der Funktionsumfang rechtfertigte diesen Übergang. Um alle Facetten abzudecken, wurde ein zusätzlicher Server in die Infrastruktur der Hochschule integriert und aufgestockt.
Es wurde sich darauf geeinigt, dass dies die zentrale und einzige Plattform ist. Dies macht eine einheitliche Vermittlung erst möglich. Auch wurde dafür plädiert, die geplanten Zeiten für die Veranstaltungen beizubehalten.
Ziel: Es sollen keine Lehrveranstaltungen ausfallen und ein messbarer Lernfortschritt soll erzielt werden.
Es gibt einen didaktischen Rahmen, der individuell von den Dozenten untersetzt wird. Jedes Modul ist auf der Moodle-Plattform als Kurs eingerichtet. Die klassischen Vorlesungen werden mit dem BigBlueButton Web Conferencing System abgehalten. Module wie Allgemeine Forensik II, Strafrecht und Kriminologie, Betriebssysteme-Digitale Spuren, Mathematik II sowie Datenvirtualisierung werden für 140-170 Studierende online abgehalten. Das Material (PDF, Videos, Fragen) zur Vor- und Nachbereitung kann durch die Studierenden auf Moodle abgerufen werden. Der Videostream wird aufgezeichnet und ist abrufbar.
Durch die Chat-Funktion können die Studierenden direkt Fragen stellen oder Kommentare abgeben, auf die die Dozenten eingehen. Zu jedem Modul gibt es ein Wiki und Fragenbögen für den Lernfortschritt. Durch den berufsbegleitenden Studiengang verfügen einige Dozenten über Lehr- bzw. Studienbriefe. Diese wurden angepasst und stehen in diesem Semester den „Direkt-Studierenden“ zur Verfügung. Ergänzende Literatur wird durch Open Access Journals bzw. durch die Online-Kataloge der Hochschulbibliothek bereitgestellt.
Tafelanschrieb: wird im Vorhinein vorbereitet und an der virtuellen Tafel live aufgetragen. D. h. Gleichungen, Diagramme und Schemata werden elementweise einhergehend mit den Erläuterungen an die Tafel gebracht. Die Studierenden sind, ähnlich wie in der Präsenzveranstaltung, zum Mitschreiben aufgefordert. Online-Selbsttests zur formativen
Evaluation der Lehrveranstaltungen und zum Monitoring des individuellen Lernfortschritts stehen im Moodle-Bereich.
Die Studierenden sind aufgefordert, Fragen in einem Q&A-Forum (Moodle Komponente) zu hinterlegen. Auf die Fragen reagieren die Dozenten sowohl direkt in den folgend stattfindenden Praktika als auch schriftlich im Forum. In den Praktikumsveranstaltungen werden die Lösungen zu den Aufgaben der Aufgabenblätter und artikulierte Probleme besprochen.
Mit Hilfe der Lernplattform lassen sich gezielt Hürden einbauen, die eine Steigerung der extrinsischen Motivation der Studierenden zum Ziel haben. Die Studierenden, die in der Online-Lehre noch selbstbestimmter die Lerneinheiten absolvieren, werden so angehalten, die aufeinander aufbauenden Einheiten in der erdachten Weise abzuarbeiten. Lektionen sind weit über die im Stundenplan geplante Zeit verfügbar, müssen jedoch vor der nächsten Einheit abgeschlossen sein.
Problematisch sind die Praktika auf Grund der fehlenden haptischen Nähe der Studierenden zum Experiment bzw. Versuchen. Hier wird zum Teil auf Simulationen und Lehrvideos zurückgegriffen. Einige Praktika wurden ans Ende des Semesters geschoben, bzw. sollen in den Blockwochen zu Beginn des nächsten Semester durchgeführt werden.
Jedoch besteht Handlungsbedarf bei Praktika, die auf Lizenzen für Software (z. B. Programme wie X-Ways) basieren. Der Kopierschutz ist begrenzt auf 30 Lizenzen. Da es sich hierbei um den Kurs mit den eingeschriebenen 142 Studenten handelt, ist es besonders wichtig, dass sich an die Stundenplanung gehalten wird und die Studierenden die praktischen Übungen auch in diesem Zeitfenster durchführen.
Jedoch gibt es vereinzelt Rückmeldungen, dass die Software per VPN-Verbindung manchmal nicht gestartet werden kann. Somit ist es für die Studierenden schwer möglich, später diese Inhalte zu bearbeiten, da auch hier die Lizenzanzahl-Beschränkungen wirken.
An diesem Problem wird gegenwärtig gearbeitet. Des Weiteren werden gerade verschiedene didaktische Werkzeuge erprobt, z. B. Graphiktablets, um handschriftliche Aufzeichnungen besser zu integrieren.
Die Fern- und Direktstudiengänge profitieren gegenseitig voneinander und sollten am Ende dieser Extremsituation einer strengen, aber gewinnbringenden, Evaluierung unterzogen werden.
Um eine fortlaufende Evaluierung zu ermöglichen, wird über Kommunikation in den Sprechstunden nach Problemen gefragt. Zum jeweiligen Monatsende werden Befragungen der Studierenden auf Moodle durchgeführt. Die Ergebnisse fließen direkt in die Planung und Umsetzung der Online-Lehre ein.
Um sich auszutauschen und Anregungen zu bekommen, wird wöchentlich ein sogenanntes Lehrmeeting durchgeführt. Es dient nicht nur der Abstimmung in den Modulen, Vorlesungen, Seminaren und Praktika, sondern vielmehr dem Vergleich von Methoden und Konzepten. Ein Schwerpunkt ist die Diskussion der Meinungen der Studierenden, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.
Ohne die Zusammenarbeit mit der Fakultät und dem NCC der Hochschule, wäre eine solche schnelle Umsetzung nicht möglich gewesen.